In Victor Hugos sozialkritischem Gesellschaftsepos Les Misérables (Die Elenden, 1862) wird das Elend, in dem die Menschen leben, auf sie wie eine übermächtige Kraft, vor allem in moralischer Hinsicht. Doch längst nicht alle Menschen in Not halten sich nicht an Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit! Setzen sich die Guten wie der Charakter Jean Valjean immer noch durch? Wie steht es um die Jugendlichen aus den Cités, die ausgegrenzt werden und gegen unsichtbare Wände laufen? Gehört auch Ihnen die Trikolore, die sie zu Beginn des Films voller Inbrunst schwenken?

Regisseur Ladj Ly ist selbst in Monfermeil aufgewachsen. In diesem Vorort spielt ein Teil der Handlung von Hugos  Roman, mit dem der Film auch die genaue realistische Beschreibung gesellschaftlicher Missstände gemein hat. Das Viertel rückte auch bei den gewalttätigen Unruhen des Jahres 2005 ins Rampenlicht der Medien: Hier begann die Randale, die anschließend ganz Paris und Frankreich erfasste. Ly gibt mit seinem Werk  ein klares Statement: Wenig hat sich geändert in den letzten 150 Jahren in den von Armut und sozialen Spannungen geprägten Vororten, wo Jugendliche mit Migrationshintergrund im Krieg mit der Polizei liegen – und umgekehrt.

Der Film gewann 2019 beim Festival in Cannes den Preis der Jury und war als Frankreichs Kandidat für den Auslands-Oscar nominiert. Formal wie inhaltlich wuchtiges Kino, das anschaulich und überzeugend die Aufmerksamkeit auf schwelende soziale Konflikte lenkt, die von der Mehrheits-Gesellschaft gern ignoriert werden.

Die Filmvorführung wird eingerahmt von einer kurzen Einführung  zur  Entstehungs- und Wirkgeschichte des Films und einer kurzen, moderierten Diskussion im Anschluss mit der Möglichkeit, sich über die Themen des Films auszutauschen.

Regie: Ladj Ly (FSK 16)

Status:

Kursnr.: X203A324

Beginn: Mi., 21.05.2025, 19:00 - 21:15 Uhr

Dauer: 1

Kursort: vhs, Deutschhof, Raum U21/DHF-Keller

Gebühr: 10,00 €